Hast du dich schon einmal wie eine Tulpe gefühlt? T. blickt in die Runde, bevor er fortfährt: Ich liebe Tulpen! Tulpen sind meine absoluten Lieblingsblumen! Es sind die einzigen, die noch in der Vase weiterwachsen, also, wenn sie eigentlich schon tot sind. Ein kurzes Zögern, dann: Jedenfalls die einzigen, von denen ich das weiß. Und wie sie wachsen… ahhh! Und dann erzählt uns T. von den beiden Tulpen seiner beiden kleinen Töchter. Die eine (Tulpe) zwar weit über den Vasenrand gebeugt, aber in ihrer raumgreifenden Haltung doch unverkennbar aufrecht und knatsch-frisch, der Kopf der anderen (Tulpe) schlaff bis auf den Tisch gebeugt. So tot, wie eine Schnittblume tot sein kann. Eine kurze Untersuchung ergab, dass Vase eins Wasser führte, Vase zwei hingegen nicht. T. tat, was ein liebender Vater in so einer Situation tut: Er verpasste Tulpenstiel zwei einen ordentlichen Schnitt, steckte ihn in die dieses Mal gefüllte Vase – und wartete auf ein Wunder. Und tatsächlich, das Wunder geschah. Innerhalb von 25 oder 30 Minuten, sagt T., richtete sich die Tulpe, die eigentlich vollkommen hinüber war, wieder auf. Wahnsinn! T. kann gar nicht wieder aufhören zu schwärmen. Und während ich noch über die Vorzüge von Tulpen gegenüber zum Beispiel Goldfischen in Kinderhänden nachdenke, sagt T.: So sollt ihr tanzen! Wie die Tulpe, die wächst und sich entfaltet, als gäbe es kein Morgen. Die sich hingibt und noch in der letzten Stunde ihre Schönheit verschwendet, nicht wie die Rose, die in Bitterkeit welkt. – Was soll ich sagen: Wir tanzten um unser Tulpenleben.
Ein tolles Bild!
Danke dir! Ich hatte kurz gezögert, mein allerunschärfstes Tulpenfoto zu posten, fand dann aber selbst, dass es gut zum Text passt.
Aber die Farben sind ganz toll, sie machen richtig Lust auf Frühling. Und durch die Unschärfe bekommt man einen ganz neuen Blick in das Innere einer Tulpe.Mich überzeugt schon allein das Foto.
Liebe Maren,
wie schön du über Tulpen philosophierst…vor allem die letzten Sätze, das ist poetisch. Aber zwischendurch kommt dann die „kleine“ Teufelin durch: Goldfische in Kinderhände…tsstss. Au was für Ideen Du kommst, ich kann es nicht oft genug schreiben 🙂
Liebe Birgit, nichts liegt mir ferner, als die innere Teufelin klein zu reden, aber tatsächlich speist sich der Inhalt dieses Blogs weitestgehend aus real-life-Beobachtungen. Und ich versichere, man kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass Goldfische Wasser brauchen. 😉
Ja, ich habe auch gehört, dass ein bißchen Wasser denen gut tut. Ich fragte mich nur, wie Du auf die Vorstellung kommst – Goldfische in Kinderhänden. Und wenn das Deine real life Beobachtungen sind, dann frage ich mich, was für Kinder du kennst…oder ist das bei Euch Landessitte? Sehr besorgt, Birgit
Oh, über Landessitten kann ich wenig sagen. aber hast du noch nie beobachtet, wie ein Kind versucht, die geliebten Fische im Aquarium zu streicheln? Von dem Goldfisch, den die kindliche Besitzerin ins Puppenbettchen gelegt hatte, weil er so müde war, weiß ich zum Glück nur aus den Erzählungen der Mutter… Jetzt aber Schluss mit den Gruselgeschichten rund ums nasse Element!
Goldfische im Puppenbett, Mäuse an der Leine, Hamster unterm Föhn…ach, die lieben Kleinen…
…also hiermit beginnt nun wirklich endgültig der Frühling!
So sei es!
Dein Bild und deine tanzenden Worte, großartig!
Danke! Du weißt doch bestimmt, wie eine Tulpe fühlt und tanzt!? 🙂
Deine Satz erfreut mich und bringt mich zum schmunzeln 🙂
Tolles Bild und toller Text!
1000 Dank und einen herzlich-schnurrigen Gruß am Donnerstag!
Die Liebe zur Tulpe muss ja nicht zwangsläufig wieder zu einer Tulpenmanie führen, wie im Holland des 17. Jahrhunderts, als die Zwiebeln mit Gold aufgewogen wurden;
Der Leichtigkeit einer Liebe ist es sicher förderlich, wenn sie nicht in Gold aufgewogen wird. 🙂
Merkwürdigerweise wachsen bei menschlichen Leichen die Haare und Nägel noch weiter. Nur sehen sie dabei nicht so schön und leuchtend aus wie Tulpen.
Schöner Text.
Wenn der Tulpen-begeisterte Vater wüsste, welche Assoziationen seine Äußerungen hervorrufen… Freut mich, dass dir der Text gefällt.
Den Tulpentanz möchte man nur zu gern mittanzen! Wunderschön erzählt und wunderschön das Foto!
Herzliche Grüße,
Marlis
Vielen Dank für dein schönes Feedback, liebe Marlis! Zu tanzen wie eine Tulpe kann ich wirklich sehr empfehlen. 🙂 Herzliche Grüße!
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