Tief versinkt der Fuß im feinen roten Sand. Schritt für Schritt füllen sich die dicken Socken, die wir an Stelle von Schuhen tragen. Bald schon fühlt es sich an wie auf Schaumgummi zu laufen – nur viel bewegter. Bei jedem Schritt den Dünenkamm hinauf gerät der lose Untergrund ins Rutschen. Mit jedem Meter Höhe, den wir gewinnen, scheint zugleich der Wind zuzulegen, der dieses Kunstwerk der Natur immer wieder neu erschafft.
Hu, ist das hoch! Und der Grat so schmal, dass einem schwindelig werden kann. Zum Glück herrscht früh am Morgen noch nicht allzu viel Betrieb auf der Dune 45. Entgegenkommern auszuweichen ist jedes Mal ein bisschen wie in den Abgrund treten. Vor allem mental, denn tatsächlich bildet sich ja mit jedem Tritt zur Seite sogleich eine temporäre neue Standfläche.
Bis zu 300 Meter hoch sind viele der Sanddünen, die das Tal einschließen, Big Daddy schafft noch einige Meter mehr. Die Dune 45 ist zwar deutlich niedriger, aber hoch genug um zu erkennen, warum die Dünen rund um das Sossusvlei als Sterndünen bezeichnet werden: Von der Spitze aus verlaufen oft mehrere Kämme in verschiedene Richtungen – eine Folge der Winde, die hier ständig aus unterschiedlichen Richtungen wehen.
Die Dünen-Namib erstreckt sich auf einem bis zu 150 Kilometer breiten Streifen entlang der Küste Namibias zwischen dem Bett des Trockenflusses Kuiseb südlich von Swakopmund und dem Oranje-Fluss an der Grenze zu Südafrika. Auch die Wüste selbst wird von Trockenflüssen durchschnitten, die sich in den Sandmassen verlieren und dabei ebene Lehmpfannen bilden, die sogenannten Vleis.
Am weitesten reicht der Tsauchab-Trockenfluss in das Meer aus Sand hinein. Jahrhundertealte Kameldornbäume, die mit ihren langen Wurzeln das unter der trockenen Kruste gespeicherte Wasser erreichen können, verraten seinen Lauf. Nur selten führt der Tsauchab Wasser, noch seltener sind die Wassermassen stark genug, um das Sossusvlei zu erreichen. Sossus bedeutet in der Sprache der Nama „blinder Fluss“.
Das Dead Vlei ganz am Ende unserer Wanderung ist durch eine Düne sogar komplett vom Flussbett abgeschnitten.
Der bizarren Schönheit dieser Senke mit ihren abgestorbenen Bäumen auf hellockerfarbenem Lehmboden, eingerahmt von orangerotem Dünensand und einem strahlend blauen Himmel, tut das keinen Abbruch.
Gut gemacht mit allen. L.G. Wolfgang
Hallo Wolfgang, ich bin mir nicht sicher, ob ich deinen Kommentar verstanden habe.
Wüsten sind einfach toll, zu jeder Tageszeit ein anderes Licht……
Dem ist wenig hinzuzufügen. 😉 Liebe Grüße!
Wow, sind das Bilder. Danke fürs Teilen. LG, Anna
Danke, Anna, es ist mir wirklich ein Vergnügen.
Und wieder einmal helle Begeisterung über Bilder und Text. Ich werde jetzt sofort auf die Suche nach einem Sponsoren für einen Bildband gehen. Das geht nicht anders.
Ach, du Liebe… 🙂 Deine Begeisterung ist herzerwärmend. Danke dir sehr.
Ganz großartig! Ich bin sehr beeindruckt!
Wie schön!
Wow, was für Fotos! Besonders das erste hat es mir angetan – ein magisches Bild. Aber jetzt musst Du mir, bitte, eine Frage beantworten, die mich angesichts solcher Bilder jedes Mal aufs Neue umtreibt: Wie riecht die Wüste?
Freut mich sehr, Sonja. Spontane Antwort auf deine Frage: Die Wüste riecht nicht. Ein bisschen nachgedacht, ein bisschen in Erinnerungen gekramt: Kommt drauf an, was da sonst noch ist. Wenn z.B. Dromedare herumlaufen, riecht sie nach Dromedar. Wenn ein stinkiges Auto vorbeifährt, vielleicht nach Diesel. Abends im Camp unbedingt nach Lagerfeuer. Manchmal auch undefinierbar staubig. Aber an sich: Nein, die Wüste riecht nicht. Die Wüste, würde ich sagen, ist kein olfaktorisches sondern ein visuelles (und haptisches) Erlebnis.
du kennst ja jetzt mein Sehnen, nun ist es wieder etwas gewachsen … wie ich deine Worte zu den Bildern mag, so werden Bilder spürbar- wunderbar!
hab ein schönes Wochenende
herzlichst
Ulli
Am Wachstum dieses Sehnens bin ich gerne mitschuldig, Ulli. 😉 Danke für dein feines Feedback und auch dir ein schönes Wochenende!
Bizarre Schönheit, in der Tat und extrem inspirierende Bilder …
Vielen Dank, das freut mich sehr.
Ich habe mal eine ganz dumme Frage, Maren: Die Dünen tragen Nummern??
Ich würde sagen, das ist eine sehr berechtigte Frage, Andrea. Die Dune 45 ist, soweit ich weiß, die einzige mit einer Nummer – die eigentlich auch gar keine Nummer sondern eine Entfernungsangabe ist:
Die Dünen gehören zum Namib Naukluft Park, der unter Naturschutz steht. Für Besucher zugänglich sind nur Teile davon wie insbesondere das Sossusvlei, das man durch ein Einfahrtstor am Ostrand des Naturschutzgebiets erreicht. Von diesem Tor sind es 45 Kilometer bis zur Dune 45. Sie ist eine der wenigen, die von Besuchern erklommen werden darf und brauchte wohl auch deshalb einen Namen.
Ah, verstehe, das ist eine Entfernungsangabe. Ich dachte tatsächlich, da hätte jemand die Dünen durchgezählt. 🙂 Danke Dir sehr für die Erklärung, Maren!
Was für Bilder heute wieder, ganz toll und sehr stimmungsvoll, und ein sehr schön erklärender Text. Die Bilder könntest Du mal Howe Gelb / Giant Sand als Album-Cover anbieten, im Gegenzug passt die Musik atmosphärisch sehr schön zu Deinen Bildern
Liebe Grüsse
Kai
Danke für deine interessante Assoziation, Kai (und dein Feedback überhaupt). Gerade höre / sehe ich mir das Video zum wiederholten Mal an – und langsam komme ich rein in den Sound. Die Bilder sind aus Arizona, vermute ich? Erstaunliche visuelle Parallelen, in der Tat. Bis hin zu dem toten Tier, das ich fast genauso in der Landschaft liegen sah…