Das 18. Kamel

P1080864Ein Scheich hatte drei Söhne und 17 Kamele. Er verfügte, dass nach seinem Tod der älteste Sohn die Hälfte, der mittlere Sohn ein Drittel und der jüngste Sohn ein Neuntel seines Besitzes, also der Kamele, erhalten sollte. Nach dem Tod des Scheichs begannen die Söhne, um die Kamele zu streiten, ohne jedoch eine Lösung zu finden. Ein zweiter Scheich ritt auf seinem Kamel vorbei und bot seine Hilfe an, die die drei Brüder gerne annahmen. Der Scheich fügte sein eigenes Kamel zu den 17 Kamelen des Verstorbenen hinzu. Anschließend übergab er dem ältesten Bruder neun Kamele, dem mittleren sechs und dem jüngsten zwei und ritt sodann auf seinem Kamel davon.

Es kann hilfreich sein, ein System für Impulse von außen zu öffnen. Plötzlich entsteht Bewegung. Neue Lösungen scheinen möglich. Ich weiß nicht, von wem die Geschichte mit den Kamelen ursprünglich stammt. Der österreichische Psychotherapeut Paul Watzlawick („Anleitung zum Unglücklichsein“) soll sie gern erzählt haben um zu verdeutlichen, was in einer Therapie passiert. Mir ist das Gleichnis vor Jahren im Rahmen meiner Ausbildung zur Mediatorin zum ersten Mal begegnet und jetzt wieder beim Aufräumen. Ein Königreich für ein Kamel!

30 Kommentare zu “Das 18. Kamel

      • Leider wohl schon. Über nichts wird so viel gestritten wie über Erbschaftsangelegenheiten. Und das Dumme ist: Selbst wenn man sich raushalten will und von vornherein sagt „Ich will nichts“, gerät man in Schlamassel. Alles Kamele.

      • Ja, stimmt. Alles, was du schreibst. Geht eben nur vordergründig um Materielles. Aber das 18. Kamel taugt ja auch in anderen Kontexten.

  1. Gute Geschichte. schönes Foto. Eine Kamel-Erinnerung: ich war mal mit ner Gruppe in Arabien unterwegs, jeder bekam ein Kamel zum Reiten. Ich blieb als letzte übrig – und bekam gleich zwei: ein Muttertier und sein Junges. So ritt ich auf einem singenden Kamel, denn das tat die Mutter, sie sang! glücklich über ihr Kind, das fröhlich neben ihr her lief. Getragen von diesem Glück auch ich.

    • So eine poetische Geschichte, Gerda! Ich bin ganz begeistert – und auch ein wenig überrascht über die Kamelmutter. Hätte eher gedacht, dass sie mit einem Fohlen an der Seite vielleicht zickig und schwierig im Umgang sein würde. Aber nein, sie singt. Toll!

  2. es macht mich gerade fertig, dass er sein Kamel hinzufügt und dann damit wegreitet und ich nicht weiß, von welchem der Brüder er sein Kamel wieder weggenommen hat :-O

    • Sei unbesorgt, Ilona, alle Brüder haben gewonnen – nicht nur Kamele, sondern vor allem auch Frieden untereinander. Und auch dem „18. Kamel“ geht es gut. Seine Aufgabe ist es, für Öffnung zu sorgen, wo sie vonnöten ist, und anschließend weiterzuziehen. Man braucht es auch andernorts.

      • lach, das ist wahr… aber dennoch frage ich mich jetzt, wer eines weniger hat 😀 😉 Offenbar bin ich zu deutsch, um die Weisheit arabischer Anektoden einfach auf mich wirken zu lassen, ohne zu grübeln 🙂

    • Danke dir für deine Zeilen, Martina. Ich staune auch immer wieder, wie viel möglich wird, wenn man einmal durch eine andere Brille schaut. Gut, wenn einem ein wohlgesonnener Mensch freundlich eine Sehhilfe reicht!

  3. ja, so lässt sich Frieden stiften und finden, diese Geschichte werde ich mir merken … das Bild wohnt schon in mir- für beides sage ich danke und grüsse dich herzlich
    Ulli

    • Hihi, du hast natürlich gemerkt, dass ich das Foto neulich schon mal gepostet hatte, Ulli. Ich mag die Geschichte auch sehr, stelle aber gerade zum x-ten Mal fest, wie sehr man in eigener Sache auf das Erscheinen weitsichtiger Scheichs angewiesen sein kann… Liebe Grüße!

  4. Und ich habe elf Finger an den zwei Händen. Rechts: Zehn, neun, acht, sieben, sechs plus die fünf Finger von der linken Hand. Macht dann elf Finger.. 🙂

    Danke für das Erinnern an den Kinderreim, den mir ein Freund vor langer Zeit beibrachte. Bis ich Deine schöne Geschichte las, hatte ich das komplett vergessen. L.G. mick

    • Klasse, Mick, so habe ich auch mal zählen gelernt. Nachdem sich der Post mehr und mehr in mathematische Gefilde bewegt, will ich nicht versäumen, auf das Fingerrechnen nach Anna Schnasing, von Beruf Milchverkäuferin, hinzuweisen:
      https://de.wikipedia.org/wiki/Fingerrechnen
      Obwohl eigentlich naheliegend, soll der Begriff „Milchmädchenrechnung“ nicht auf Annas Künste zurückzuführen sein.

      • Der mick freut sich wie Bolle>/em>, um im Bild zu bleiben. Das Fingerrechnen ist mir als Begriff noch geläufig. Anna Schnasing, als Person, jedoch nicht! Danke dafür!!!

    • Großartig, liebe Myriade! Der Preis für die aufmerksamste Blog-Leserin gebührt eindeutig dir. Ich war auf 18 gekommen, aber es können auch sehr gut 17 sein. Beine zählen und durch 4 teilen, oder? 😉

  5. Eine schöne Geschichte, die uns vieles lehrt. Ich habe sie selbst in Ägypten gehört, anscheinend stammt sie tatsächlich aus dem arabischen Raum.

    • Vielen Dank für den Hinweis auf die Ursprünge der Geschichte! Das leuchtet mir sofort ein, im arabischen Raum werden ja traditionell allerlei Lehren und kluge Gedanken in die schönsten Erzählungen gepackt. Schöne Grüße!

  6. Die Mathe ist eben von Menschen erfunden und keine Naturwissenschaft! Der Mensch ist im Geiste ungebunden und nicht immer schlüssigen Beweisen verpflichtet 😜

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