Die Karawane zieht weiter

p1170552… und immer weiter. Über sandige Flächen und Geröll. Durch ein Trockental. Steinige Plateaus und kleinere Dünenzonen wechseln sich ab. Geschickt leiten uns die Kamelführer durch das Niemandsland. Den ganzen Tag durch tiefen Sand zu laufen wäre viel zu anstrengend für Mensch und Tier.

… und immer weiter. Mittags rasten wir irgendwo im Schatten einer Tamariske. Am späten Nachmittag schlagen wir unsere Zelte auf. Vor uns ein Meer aus Sand, dessen Kämme im weicher werdenden Licht des verlöschenden Tages zuerst in warmen Gold- und Orangetönen, später in zartem Rosa leuchten. Hinter der massiven Bergkette im Hintergrund liegt bereits die algerische Sahara. Allmählich beginnen wir zu ahnen, wie unermesslich groß diese Wüste ist.

… und immer weiter. Durch eine Pfannkuchen-flache lehmige Ebene zum ausgetrockneten Flusstal des Draa. Der Draa ist mit 1.100 Kilometern der längste Fluss Marokkos, führt aber in normalen Jahren schon ab Zagora kein Wasser mehr. An einer verlassenen Oase erkennen wir, dass die Gegend früher einmal fruchtbarer gewesen sein muss. Sieht man von ein paar Tropfen vor wenigen Wochen ab, die feine Muster in dem brüchigen Untergrund hinterlassen haben, hat es hier zuletzt vor zwei Jahren geregnet.

… und immer weiter. Durch weite Ebenen, hinter denen sich die bis zu hundert Meter hohen Dünenmassive des Erg Chegaga erheben. An ihrem Fuß werden wir unsere letzte Nacht in der Wüste verbringen.

Die Karawane zieht weiter. Und immer weiter. Aber schau selbst.

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31 Kommentare zu “Die Karawane zieht weiter

  1. Ich schaue mir deine Bilder ganz langsam an und denke, dass das eine Erfahrung gewesen sein muss, die man nur ganz schlecht in Worte fassen kann. Dort oben auf der Düne, wo das Menschlein sitzt und in die Weite schaut, das wäre auch mein Platz gewesen.
    Ergriffen
    Christiane

    • Ach, es gibt schon Worte für dieses tiefe Erleben in der Wüste, Christiane, aber die braucht es gar nicht immer. Du machst es vor: suchst dir einfach die höchste Düne von allen und schaust unbestimmt in die Ferne.

  2. Fantastisch, diese klare, reduzierte Schönheit. Das muss ein tiefgehendes spirituelles Erleben sein.
    Und dann noch die farblich passenden Teppiche im üppigen Kontrastmuster. Auch ein Fest für die Augen. Es hängt natürlich ohnehin alles zusammen ….

    • Ja, die Wüste erlebe ich als sehr spirituell. Es ist sicher kein Zufall, dass die wichtigen monotheistischen Religionen dort ihren Ursprung haben. Und dieses leuchtende Blau wurde wahrscheinlich auch in der Wüste erfunden, so kraftvoll hebt es sich von all den Erdtönen ab, so schön ergänzt es den strahlend blauen Himmel.

  3. Du verstehst es auf zauberhafte Weise die Weite und Stille darzustellen, alle Bilder gefallen mir, aber ganz besonders die schattenwerfenden Kamele. Liebe Maren, es ist eine Wohltat und Freude, dass du dein Erleben mit uns teilst. Danke.
    Ulli

    • Und für mich ist es eine große Freude, Bilder und Erlebnisse zu teilen und dabei festzustellen, wie viele Menschen empfänglich sind für die Wüste. Das Schattenbild mag ich auch sehr, Ulli. Es war gar nicht so leicht, die Szene zu fotografieren: Mein Dromedar machte dem Bild vom Wüstenschiff gerade alle Ehre und schaukelte die Kamera und mich in gewaltigen Wellen vor und zurück. 😉

      • ist es eigentlich auf einem Dromedar nch wackliger, als auf einem Kamel? Ich versuche es mir gerade mal vorzustellen …

      • Kann ich nicht sagen: Auf einem zweihöckrigen Kamel bin ich bisher noch nicht geritten. Du? Ich weiß vor allem nicht genau, welche Art Sättel die tragen. Beim Dromedar wird praktisch der eine Höcker umpolstert und man sitzt weit hinten. Das ist, wenn das Tier nicht noch zusätzlich allerlei Zeug trägt, das das Ganze breit macht, recht bequem, aber auch bewegungsintensiv. Die Vorwärts- und Rückwärtswellen habe ich wie eine ständige Massage des unteren Rückens erlebt – sehr angenehm. Na, ich werd wohl noch einen extra Beitrag über die Dromedare schreiben…

      • nein, ich habe sowieso erst dreimal auf dem Rücken eines Tieres gesessen, auf Pferden, Kamele und erstrecht Dromedare stelle ich mir immer sehr abenteuerlich vor, aber so wie du es beschreibst krieg ich direkt Lust darauf! Ich freue mich auf deine weiteren Artikel.
        Ich wünsche dir eine gute Nacht, liebe Maren.

  4. STOPP!! SCHLUSS JETZT DAMIT! Das erinnert mich doch daran, dass ich das auch machen wollte im Dezember *heul* ;(
    Schöne Bilder sind das…
    Bohr doch nicht so in meiner Wunde *schluchz*

  5. Hach, liebe Maren, Deine Reisenotizen und die Bilder machen Lust, sofort den Rucksack zu packen und für ein paar Tage dem Großstadtgetümmel zu entfliehen. Liebe Grüße aus der Wasserwüste England, Peggy

    • Wie gut ich dich verstehe, Peggy. Ich könnte auch schon wieder mein Bündel packen. Wirst du denn vor dem großen Aufbruch überhaupt noch Zeit für kleine Großstadtfluchten haben? Herzliche Grüße aus dem (heute mal) sonnigen Hamburg in die Wasserwüste!

      • Wir sind ja leider an die Schulferien gebunden, aber die verbringen wir nun abwechselnd in Deutschland und Dubai. Zwischen den Vorbereitungen bleibt sicher auch mal Zeit für ein bisschen Urlaub. Wobei es uns sicherlich schwer fallen wird, komplett zu entspannen. Ist schon Wahnsinn, wie kompliziert ein Umzug in ein Nicht-EU-Land ist. Schade, dass so wenigen Leuten bewusst ist, welche Vorteile die EU zumindest an dieser Stelle bringt. Liebe Grüße, Peggy

      • Liebe Peggy, ich mag mir gar nicht ausmalen, was bei einem Umzug in ein Nicht-EU-Land alles zu beachten und zu regeln ist. Vielleicht hast du ja irgendwann einmal Lust, darüber zu schreiben. Vorerst wünsche ich euch, dass es euch – wenn schon nicht komplett – so doch bestmöglich gelingt, zwischendurch immer mal zu entspannen.

  6. So tolle Fotos, Maren, wunderschön! Man sieht deine Liebe zur Wüste förmlich. Aber sag‘ mal: wieviele Höcker haben die denn da, diese megahohen Tiere? Haben wir nicht bei Karl May gelernt, dass Dromedare mit zwei Höckern Kamele sind und Kamele mit einem Höcker Dromedare? Oder war es doch umgekehrt? Und ist das wirklich so hoch wie es aussieht? Ich kenne leider nur die Wüste meiner Seele. 🙂

    Aus der Großstadtwüste und von nebenan
    Gruß von Michael

    • Mir scheint, du hast deinen Karl May gründlich gelesen, Michael.
      Wenn ich das System richtig durchschaue, ist Kamel so etwas wie der Name einer größeren Familie, zu der Mitglieder mit und ohne Höcker gehören. Bei denen mit Höcker unterscheidet man Dromedare (ein Höcker) und Trampeltiere (zwei Höcker). Letztere werden – um die Verwirrung zu erhöhen – oft auch einfach als Kamele bezeichnet. Zu den Höckerlosen zählen Lamas, Alpakas und andere kleinere Verwandte aus Südamerika. In Nordafrika gibt es nur Kamele mit einem Höcker, also Dromedare. Die Menschen, die mit ihnen durch die Wüste ziehen (in unserem Fall Beduinen), nennt man allerdings nicht Dromedar- sondern Kamelführer oder -treiber bzw. französisch „Chameliers“. Aber so genau wolltest du das wahrscheinlich gar nicht wissen, oder? 😉
      Dass die Fotos meine Liebe spiegeln, freut mich besonders.
      Herzliche Grüße von Wüste zu Wüste!
      P.S. Es ist wirklich so hoch.

  7. Das haut mich jetzt echt vom Höcker, liebe Maren: das sind ja alles Kamele! Und ich Kamel schlag‘ mich seit Karl May mit so einem Halbwissen herum bezüglich der Abhängigkeit des Kamel-Seins von der Höckeranzahl. Das Leben kann so einfach sein! Und solange der Sommelier mir Wein und kein Kamel bringt, ist alles in Ordnung!
    Entwirrte Grüße

    • Nicht wahr? Der Himmel über der Wüste ist schon sehr speziell. Tagsüber knallt die Sonne ungebremst herunter. Und nachts sinken die Temperaturen in kurzer Zeit um 20 und mehr Grad, weil die Wolken fehlen, um die vom Boden abstrahlende warme Luft des Tages zu reflektieren.

  8. Pingback: Und immer die Wüste | Von Orten und Menschen

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