Wasserspiele

Ein Kommentar von Ulli vom Café Weltenall zu meinem Beitrag über eine Wanderung durch einen sonnenbeschienenen Zauberwald blieb haften: „Schön, dass alles mitgespielt hat“, schrieb sie. Das stimmt. Selten genug ist es, irgendwas ist ja meist. Vor ein paar Wochen zum Beispiel Regen.

Mit großer Vorfreude hatte ich mich auf den Weg ins Allgäu gemacht, wo ich vor Jahren einen herrlichen Sommer verbracht hatte – so lang, so sonnig, so heiß, dass ich heuer nicht einen Gedanken ans Wetter verschwendete, sondern mit größter Selbstverständlichkeit Bergtour um Bergtour plante. Sogar eine Alpenquerung hatte ich im Kopf, auf alten Schmugglerpfaden von Oberstdorf nach Holzgau in Tirol. Im vergangenen Jahr hatte ich mich in diese „Perle des Lechtals“ verliebt.

Was soll ich sagen: Aus keiner der geplanten Gipfeltouren wurde etwas, von der Wanderung übers Mädelejoch ganz zu schweigen. Am Nachmittag meiner Anreise strahlte die Sonne, am Morgen der Abreise strahlte sie ein weiteres Mal. Dazwischen regnete es. Mal sanft und stetig, mal schüttete es aus Eimern, nachts blitzte und donnerte es, dass es eine perverse Lust war. Eine Woche lang. Die Wolken, die anfänglich luftig über den Hängen schwebten, sanken immer schwerer ins Tal. Bis sie den Boden berührten. Ein Wunder, dass sie niemanden erschlugen.

Das entsprach so gar nicht dem, wofür ich gekommen war. Und ich brauche so viel Nass von allen Seiten auch bestimmt nicht so bald wieder. Aber ganz allmählich – ich war selbst erstaunt – begann ich, dem Reiz der Wasserspiele zu erliegen. Im Tal, in der Klamm, im Tobel. Am steinernen Hang, der zum Wasserfall wurde. Wenn schon der Sommer streikte – ich habe mitgespielt.

20 Kommentare zu “Wasserspiele

  1. Ja, man kann sich, unterm Strich, auch selbst auf die Schippe nehmen – mit einer gehörigen Portion Galgenhumor und perverser Lust (das merk ich mir 😉 ) Liebe Grüße Ulrike

  2. Liebe Maren, du zeigst auf dem letzten Bild um was es geht: es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung – vielleicht sind dann die Touren kleiner, ja, dafür gibt es dann gemütliche Lesestündchen mit Regentropfenmusik auf Dächer und Fensterscheiben- du hast mitgespielt, bist nicht früher abgereist, besser gehts doch nicht 😉 und ich rieche altes Holz und Kakao, wenn ich deine Bilder betrachte – eine Kindheitserinnerung!
    Seit gestern denke ich viel an dich, ich fahre heute ins Arp Museum – ja, die Toiletten sind dran 😉
    liebe Grüße
    Ulli

    • Na ja, das Wetter war schon ziemlich scheußlich, Ulli. Und ständiges Tragen der vollen Regenmontur löst auch eher Schweißausbrüche als Glücksgefühle aus. Aber die Luft war wunderbar frisch. Und den Bergen stehen die geheimnisvollen Nebelgewänder durchaus, finde ich. Auf Kakao bin ich (leider) gar nicht gekommen, habe aber einen Großteil des Strudelrepertoires durch… – Dir wünsche ich eine tolle Zeit im Arp Museum und vergiß bloß die Toilettenfotos nicht!

  3. Und zu welchen sonstigen Gelegenheiten kann man auch diese todschicken Anti-Regen Ganzkörperkondome anziehen ? In diesem Grünton wie auf dem Foto habe ich die noch gar nie gesehen 🙂

    • Und ich erkenne, dass ich dem Studium der alpenländischen Regenbekleidung zu wenig Beachtung geschenkt habe… Was daran liegen mag, dass mein persönliches Highlight in dieser Hinsicht nur schwer zu toppen ist: Wann immer sich das Nass von oben auf dem Boden zu Rinnsalen formiert, ertstehen vor meinem geistigen Auge automatisch die schönsten Bilder von plastikumhüllten Schuhen und Füßen, denen ich einst auf einer Vietnamreise buchstäblich auf Schritt und Tritt begegnete.

      • Der Gedanke ist der gleiche 🙂 Ich muss an ein sehr hmmm … klassisches alpenländisches Bekleidungsstück namens „Wetterfleck“ denken. So was gibt es ganz bestimmt noch in Bad Aussee dem Bollwerk österreichischen HMMM: ……. Trachtentums 🙂

      • Ach, du Schreck „Lodenkotzen“ ! Das ist mir auch neu. Aber die posierenden Models sind doch auch allerliebst, vor allem die Männer – die ebenfalls kichernde Flachlandbewohnerin 🙂

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