Ein letztes Mal muss ich mich entscheiden: links oder rechts herum? Bis zur Kathedrale von Santiago de Compostela ist es nicht mehr weit. Auf der Avenida Rosalía de Castro beginnt der Zieleinlauf der Pilger aus dem Süden in die Altstadt. Für immer Rosalía…
Ankommen bedeutet zuallererst: ein Ziel, einen Ort erreichen.
Für den Jakobspilger aus Portugal liegt dieser Ort an der Praza das Praterías, dem intimsten der vier Plätze, die die Kathedrale umgeben. Intim ist der Platz mit dem Pferdebrunnen darauf nicht etwa, weil er so abgeschieden wäre, sondern weil er mit seiner Geschlossenheit die größte Geborgenheit von allen ausstrahlt.
Auf den steinernen Stufen vor dem Südtor der Kathedrale und rund um die Wasser speienden Rösser stehen, sitzen, lagern Reisende aller Art. Zwischen ihnen tummeln sich Bettler und Animateure, die den Neuankömmlingen meist irgendein Lokal schmackhaft zu machen versuchen. Das ist viel auf einmal. Ich kann das bunte Treiben noch mehr genießen, als ich ein paar Stunden später wiederkomme.
In Santiago de Compostela ankommen ist ja mehr als einen Ort erreichen. Es ist auch: einen Moment innehalten, ganz bei sich sein.
An der Pilgermesse teilnehmen und dabei zusehen, wie der Weihrauchkessel hoch über den Köpfen der Anwesenden schwingt. Dem überirdischen Kyrie eleison der Nonne lauschen und sich eine Träne aus dem Auge wischen.
Fürs unvermeidliche Foto posieren. Ich fotografiere, also bin ich. Und feiern natürlich.
Gelassen blickt der Apostel Jakobus von seinem Ausguck hoch oben im zentralen Turm der Westfassade auf das Geschehen zu seinen Füßen. Auf einem Mäuerchen am Rande der Praza do Obradoiro, dieses größten und prachtvollsten der vier Plätze, fast direkt vor dem Eingang des teuersten Hotels der Stadt, sitzt eine alte Frau. Sie stützt sich auf ihren Stock. Für einen kurzen Moment belebt sich das müde Gesicht: „Hola peregrino“, ruft sie einem der letzten Neuankömmlinge zu, „suchst du einen Platz zum Schlafen?“ An diesem Tag wird die alte Frau allein nach Hause zurückkehren.
Allein schon diese wunderschönen Pflastersteine …..
Pflaster-LiebhaberInnen kommen auf dem Camino voll auf ihre Kosten. Gelegentlich etwas anstrengend zum Laufen, aber immer wunderschön.
Schon beeindruckend wieviele Menschen dort ankommen, alle hatten das selbe Ziel, aber bestimmt nicht alle die selbe Motivation sich auf den Weg zu machen und der Weg wiederum kann nur für jede und jeden eigen gewesen sein, oder was meinst du?
herzlichst, Ulli
Unbedingt, liebe Ulli, und gleichzeitig braucht es für das je Eigene ja immer (wieder) auch das Gegenüber. 🙂
das stimmt!
juchu. vielleicht mache ich das auch bald. 🙂
Oh, wie schön, da drücke ich dir die Daumen!
danke 🙂 schönes wochenende für dich!
Ankommen. Sicherlich wohnen in dem Ankommen viele viele Erfahrungen. Erfahrungen, die bleiben und weiterwirken und laut und leise sprechen.
Danke für dein Erzählen.
Eines Tages möchte ich auch dort ankommen.
Ich gehe den Jakobsweg in Etappen, vor der Haustüre gestartet und inzwischen in Frankreich. Im Herbst wird die nächste Etappe sein.
Liebe Grüße zu dir!
Das, liebe Marion, ist in meiner Vorstellung die schönste Art, weit zu wandern: aus der eigenen Haustür zu treten und loszugehen, Tag für Tag den Radius zu erweitern und sich ein Stück mehr Welt zu erschließen. Ich stelle es mir nicht immer leicht vor, am Ende einer Etappe abzubrechen, aber andererseits kommt es ja nicht darauf an, möglichst schnell anzukommen sondern das Unterwegssein zu (er)leben. Ich freu mich mit dir auf den Herbst!
Ich habe nach 4 tagen aufgegeben…..wollte den Küstenweg von Irun aus gehen….nur mit meiner gitarre Strassenmukke machen…..alles nass….love and peace….und Respekt
Allzeit gute Wege wünsche ich!