Ein fernes Lied

Ganz still zuweilen wie ein Traum
klingt in dir auf ein fernes Lied.
Du weißt nicht, wie es plötzlich kam,
du weißt nicht, was es von dir will.
Und wie ein Traum ganz leis und still
verklingt es wieder, wie es kam.

Wie plötzlich mitten im Gewühl
der Straße, mitten oft im Winter
ein Hauch von Rosen dich umweht,
wie oder dann und wann ein Bild
aus längst vergessenen Kindertagen
mit fragenden Augen vor dir steht.

Ganz still und leise, wie ein Traum.
Du weißt nicht, wie es plötzlich kam,
du weißt nicht, was es von dir will,
und wie ein Traum ganz leis und still
verblasst es wieder, wie es kam.

Cäsar Otto Hugo Flaischlen (1864 – 1920): Ganz still zuweilen wie ein Traum

17 Kommentare zu “Ein fernes Lied

  1. Ach was ist das für ein schönes Gedicht liebe Maren, da kommen einem fast die Tränen, lieben Dank für diesen warmherzigen Gruß, herzlichst Deine Anja

  2. Wie schön Bild und Text korrespondieren. Solche Texte müsste man auswendig „parat“ haben, wenn man durch eine solche Landschaft läuft…

    • Da sagst du was, Anna. Wie oft schon habe ich mir vorgenommen, besondere Gedichte auswendig zu lernen. Und wieder war ich ohne lyrisches Rüstzeug unterwegs, immerhin aber in Gesellschaft einer guten Freundin zum Verdoppeln der Schwelge-Freude.

  3. Das ist genau, was ich beim Lesen dachte. Dieses Gedicht sollte man auswendig lernen! Mir hat mal eine Gästin erzäht, dass sie bei uns im Watt das Gedicht „Meeresstrand“ von Storm aufsagt und die Stelle des „gärenden Schlammes…“ so liebt. Ich habe es daraufhin auch auswendig gelernt und jetzt begleitet es mich. Liebe Grüße, Ulrike

  4. Ausgezeichnetes Gedicht!

    Da klingt vieles auf:
    Unserer innerer Reichtum
    Das nicht Zwingenkönnen
    das Zarte – in uns.

    Diessr angesprochene Hauch von Rosen, dieses plötzliche Bild, wer kennt das nicht?!
    Ich denke, man erfährt solches wenn man ganz offen ist und gegenwärtig, dann weht plötzlich ein Duft oder ein Hauch eines Gedankens oder ein Licht aus der Vergangenheit.

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