
Doctor Schein und Doctor Sinn
gingen ins Café;
Schein bestellte Doppel-Gin,
Sinn bestellte Tee.

Seitlich von dem Plauderzweck
Nahmen sie dabei:
Schein – verlognes Schaumgebäck;
Sinn – verlornes Ei.

Dialog ward Zaubertext,
Nekromantenspiel;
Zwieseits wurde hingehext,
Was dem Geist gefiel,

Was dem Sinn Erscheinung schien,
Was der Schein ersann.
Schein gab Sinn, und dieser ihn,
Und die Zeit verrann.

Und die Stunde kam herein
Leis’ des Dämmerlichts.
Schein verging zu Lampenschein
Sinn verging zu Nichts.
Ferdinand Hardekopf (1876-1954): Zwiegespräch

Ferdinand Hardekopfs wundervolles „Zwiegespräch“ fand ich in dem leider nur noch antiquarisch erhältlichen schmalen Band „Wir Gespenster“, das der Arche-Verlag 2004 zum 50. Todestag des expressionistischen Dichters herausbrachte. Ich habe mir erlaubt, die Begegnung von Doctor Schein und Doctor Sinn vom Café in die Carlshütte im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf zu verlegen. In der alten Eisengießerei und draußen im Park lädt noch bis zum 10. Oktober die diesjährige NordArt zum phantasievollen Zwiegespräch mit allerlei zeitgenössischer Kunst, in dem gelegentlich ebenfalls die engen Grenzen von Schein und Sinn zerfließen. Anfassen (meistens) erlaubt.

Liebe Maren,
wir gratulieren dir zu diesem gelungenen Beitrag. Text und Bild passen perfekt zusammen. Dazu noch herzlichen Dank, dass du uns mit Hardekopf bekannt machtest. Wir mussten ihn gleich recherchieren und bedauerten, dass wir ihn nicht zuvor kennengelernt hatten.
Ein wunderbares Wochenende wünschen wir dir
The Fab Four of Cley
🙂 🙂 🙂 🙂
Besser spät als nie, finde ich. 😉 Ich habe Ferdinand Hardekopf auch erst vor kurzem entdeckt, Klausbernd. Freut mich sehr, dass dir mein kleines visuelles Spiel mit den Café-Philosophen gefallen hat. Auch euch ein fabelhaftes Wochenende!
Herzichen Dank für diesen Einblick in eine Ausstelllung, die ich sehr gern besucht hätte.
Ich auch!
🙂
Sehr gern, Gerda.
Das ist ja ein bezauberndes Zusammenwirken dieser tollen Ausstellung und des herrlichen Dialogs von Ferdinand Hardekopf zu Schein und Sein!
Ich bin hell begeistert von beidem und insbesondere auch von deiner Präsentation.
Einen lieben Sonntagsgruss,
Brigitte
Ach, schön, Brigitte, ich freu mich sehr über deine Resonanz! Sonnig-verspielte Grüße zurück zu dir!
Ah! Die Ausstellung habe ich am Freitag besucht – phänomenal! Hatte mir auch sehr gefallen.
Da hätten wir uns ja beinah begegnen können, an diesem besonderen inspirierenden Ort. 🙂
Irgendwann passiert es mal – das glaube ich schon lange 🙂
Hahaha, ich freu mich drauf!
allen vorrednerInnen stimme ich mehr als zu❣️😉
liebsten dank und gruß zur nacht:
pega
Danke schön, liebe Pega – und herzliche Morgengrüße zurück!
Mir dünkt, in so viel Schein
Passt kaum der Sinn noch rein,
Doch Sinn, der scheinbar hier vergeht –
Am Ende ist’s doch Licht, das unterm Scheffel steht.
Da sag noch wer zur Kunst,
Sie sei nur blauer Dunst!
Vergnügte Grüße von nebenan!
Wunderbar, lieber Michael, ich dank dir schön fürs lichtvolle Weiterdichten und Weiterspinnen der künstlerischen Fäden! Herzliche Sonntagsgrüße von Haus zu Haus!